Bund Naturschutz in Bayern e.V. - Ortsgruppe Passau
Natur schützen an drei Flüssen

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Kaiserling 

Mediterrane Waidler in Flora und Fauna

Naturpark Donauengtal  

Bahnareal - Noch ein Paradies für Überlebenskünstler!

 

Mythos Kaiserling von Alois Zechmann
Als in den Nachwehen von 1968 politisch sozialisierter Mensch bin ich eigentlich irgendwelcher Sympathien für blaues Blut und Monarchen gänzlich unverdächtig. Nur bei den Pilzen funktioniert das nicht so recht bei mir. Ich schätze den delikaten Edelreizker und gönne mir gelegentlich eine teure Edeltrüffel (Perigord-Trüffel; Tuber melanosporum
)
, auch wenn sie sich schon das eine oder andere Mal als eher minderwertige Tuber indicum entpuppt hat. Eine meiner mykologischen Sehnsüchte ist es, wenigstens einmal einen Königsröhrling zu finden, dessen Fara_Kaiserlingbenpracht mich in den Pilzbüchern immer so fasziniert.

 

 

Mein absoluter Lieblingspilz aber ist Seine Majestät, der Kaiserling. Meine erste Begegnung mit Amanita caesarea verdanke ich Band 1 von Bruno Cettos „Der große Pilzführer“, den ich mir irgendwann in den 70er Jahren nach einem mühevollen Ferienjob als Hilfsarbeiter auf dem Bau leistete.
Die fast schon exorbitante Schönheit des Pilzes begeisterte mich sofort und sein angeblicher Wohlgeschmack weckte meine seit jeher vorhandene kulinarische Neugier. Doch die Liebe blieb lange Zeit platonisch. Vor einigen Jahren traf mich dann während eines Einkaufsbummels in der Fußgängerzone meiner Heimatstadt Passau fast der Schlag. Die rührige Gemüsehändlerin in unserer Nachbargasse, die zuvor schon Pilzraritäten wie den Südlichen Schüppling (Handelsname: „Pocco pinto“) oder den Igel-Stachelbart („Affenkopfpilz“, „Pom Pom blanc“) im Angebot hatte, bot doch tatsächlich Kaiserlinge an – und das zu einem halbwegs vernünftigen Preis.

Natürlich griff ich sofort zu. Meine kulinarischen Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Dünne Scheiben in Butter gebraten und ein Pilz roh darüber geschnippelt – welch Wohlgenuss! Mittlerweile ruft mich besagte Gemüsehändlerin sofort an, wenn sie wieder Kaiserlinge im Angebot hat. Die Herkunft der delikaten Pretiosen ist offenbar zuweilen etwas dubios. Im November 2004 erworbene Pilze stammten nach Angaben eines Münchner Großhändlers aus dem Taunus, was zwar vom Gebiet her möglich wäre, von der Jahreszeit her aber wohl vollkommen ausgeschlossen. Dass die Rote-Liste 1-Art Amanita caesarea gemäß Bundesartenschutzverordnung vollkommen geschützt ist und somit in Deutschland nicht gesammelt werden darf, sei nur am Rande vermerkt. Kontrollen diesbezüglich finden vermutlich ohnehin nie statt.

Wie dem auch sei - natürlich mussten meine käuflich erworbenen Pilze, bevor sie in der Bratpfanne landeten, ausgiebig fotografiert werden. Ich zelebrierte dies auf einer Grünfläche an der Innpromenade mit soviel Inbrunst, dass ich bald die Aufmerksamkeit einiger in der Nähe herumlungernder Jugendlicher erweckte. Als sie die Pilze sahen, schüttelten sie aber nur ratlos den Kopf. Es fehlte ihnen anscheinend jegliches ästhetische Empfinden für meine Fotoobjekte. „Psilos san`s ned“, konstatierte einer von ihnen schließlich enttäuscht. Stropharia cubensis oder Psilocybe semilanceata (Drogenpilze) hätten offensichtlich weitaus mehr Interesse bei den Jungs hervorgerufen, wenn auch vermutlich weniger in ästhetischer Hinsicht.

Auch sonst bin ich fast schon pathologischer Kaiserlingsfan. Zu meinem 52. Geburtstag wünschte ich mir ein silbernes Halskettchen mit einem Kaiserlingsanhänger als Geschenk. Ein Goldschmied, mit dem ich in meiner Schulzeit dasselbe katholische Internat durchlitt, verfertigte dieses Unikat perfekt.
Und was bekam eine gute Pilzfreundin von meiner Frau und mir als Geschenk zu ihrem 50. Geburtstag? Natürlich eine kleine Schale leckerer Kaiserlinge!

Amanita caesarea war schon in der Antike wohlbekannt und exklusiv den römischen Kaisern und der Aristokratie vorbehalten. Das gemeine Volk musste sich mit Allerweltskost wie Boletus aereus (Bronzeröhrling, Schwarzhütiger Steinpilz; Pilz des Jahres 2008!) und Boletus edulis (Steinpilz) zufrieden geben. Ein an einen Gastgeber gerichtetes Epigramm des im 1. Jh. n. Chr. lebenden Dichters Martial lautete denn auch: „Wir kriegen die Steinpilze, aber die Kaiserlinge frisst du allein!“ Kaiser Claudius wurde die Vorliebe für die begehrten Wulstlinge allerdings zum tödlichen Verhängnis. Seine vierte Ehefrau, Agrippina die Jüngere, wurde seiner bald überdrüssig und setzte ihm ein mit Knollenblätterpilzen vermischtes Kaiserlingsgericht vor, um ihren Sohn aus erster Ehe, den berüchtigten Nero, auf den Kaiserthron zu hieven. Der Sprössling erwies sich allerdings als reichlich undankbar. Fünf Jahre später, im Jahr 59 n. Chr., ließ er seine Mutter ermorden - diesmal nicht mit Pilzgift, sondern eher konventionell mit tödlichen Schwerthieben.

Zurück zur Gegenwart! Natürlich ist die Krönung einer Pilzliebhabervita nicht allein der Kauf von Kaiserlingen. Wenigstens ein Mal einen selbst finden!!! Bisherige Versuche in Kroatien und Italien waren aber total erfolglos. Doch ganz chancenlos bin ich ja wohl auch in Bayern und Österreich nicht. Gerade in meiner Heimatstadt soll mein mykologisches Objekt der Begierde früher gefunden worden sein, und zwar von Prof. Dr. Georg Weichenhain, der in der Passau noch heute einen legendären Ruf als „Schwammerldoktor“ hat. Ich hatte leider nicht das Glück, ihn persönlich kennen zu lernen; aber er muss ein echtes Original gewesen sein. Ein kleines, dürres Männlein, von Beruf Gymnasiallehrer für Englisch und Französisch, galt seine ganze ausserschulische Passion den Pilzen. Seine Bestimmungsversuche waren, wenn man einem älteren Bericht der Passauer Neuen Presse glauben darf, freilich nicht immer wissenschaftlich. Die Essbarkeit oder Giftigkeit eines Pilzes testete er schon mal persönlich, was ihm zuweilen heftige Bauchschmerzen beschert haben soll. Geschadet hat es Herrn Professor nicht; er wurde 100 Jahre alt. Seinen sehnlichsten Wunsch hat der 1998 im fernen Paderborn Verstorbene damit nur knapp verfehlt: „1800 geboren, 1900 gelebt, 2000 immer noch da.“

a_KaiserlingeWie gesagt, Herr Weichenhain soll in Passau den Kaiserling gefunden haben, vermutlich in den Donauleiten, in deren Nähe er wohnte. Dieses Gebiet käme aufgrund der naturräumlichen und klimatischen Bedingungen ja auch durchaus in Frage. Nicht umsonst fühlen sich hier mediterrane Elemente aus Fauna und Flora wie Äskulapnatter, Smaragdeidechse und Pimpernuss wohl. Warum nicht auch der Kaiserling? Im heißen Jahrhundertsommer 2003 berichtete mir ein Hausmitbewohner, er habe in der ca. 40 km entfernten Schlögener Schlinge im oberösterreichischen Donautal einen Kaiserling gefunden. Ein Belegexemplar oder Foto konnte er allerdings nicht liefern. Also fehlen echte Beweise für Kaiserlingsfunde im Passauer Raum. Und Zweifel sind durchaus angebracht. Schon zweimal habe ich im besagten Gebiet Amanita crocea, den Orangegelben Scheidenstreifling, gefunden. Laien könnten beide Pilzarten wahrscheinlich ohne weiteres verwechseln. Zumindest Prof. Weichenhain war aber nach Aussagen aller, die ihn kannten, ein sehr fundierter Pilzkenner und Exkursionsleiter. So gebe ich denn die Hoffnung nicht auf, Amanita caesarea doch noch persönlich in niederbayerischen oder oberösterreichischen Gefilden zu finden. Mein Jubelschrei wird dann auch beim Bund Naturschutz Passau nicht zu überhören sein!

Foto: Im Gemüseladen gekaufte Kaiserlinge (Foto: A. Zechmann)
(Der Artikel erschien in leicht abgeänderter Form in der Zeitschrift „Mycologia Bavarica“, Bd. 9, 2007.
Der Verfasser ist Mitglied der Redaktion.)

Mediterrane Waidler in Fauna und Flora von Alois Zechmann
O
riginal in "Schöner Bayerischer Wald" 175 (März/April 2007) erschienen

Familiennamen wie Bortolotti, Dellavalle, Domani, Zambelli oder Zanella in Neuschönau, Mauth, Schönberg und anderswo belegen, dass in früheren Zeiten so mancher Italiener im Bayerischen Wald hängen geblieben ist, vor allem in den Jahren nach den großen Borkenkäfer-Kalamitäten im 19. Jahrhundert. Aber auch die Fauna und Flora des Bayerischen Waldes hat mediterrane Elemente aufzuweisen – und zwar weniger im Inneren Bayerischen Wald als vielmehr an seinen Südausläufern. Gemeint sind die Donauleiten zwischen Passau und Jochenstein, die seit 1986 in fünf Teilbereichen als Naturschutzgebiet und jetzt zusätzlich als FFH-Gebiet der EU Schutzstaus genießen und demnächst auch das Prädikat Naturpark erhalten sollen. Wer täglich montane Majestäten wie Kaitersberg, Osser, Arber, Falkenstein, Rachel, Lusen oder Dreisessel direkt vor Augen hat, wird sich jetzt vielleicht etwas verwundert fragen: Was, das soll noch zum Bayerischen Wald gehören? Doch, doch! Was Geologie, Böden, Waldgesellschaften und Vegetation betrifft, sind die Donauleiten ganz klar zum Bayerischen Wald zu rechnen, auch wenn hier im Winter die Schneeschaufeln eher selten zum Einsatz kommen. Nun aber , welche Südländer können wir hier erwarten?

Im Tal der Schlangen und Echsen
Bundesweit bekannt ist das Gebiet wegen seiner Reptilienvorkommen, speziell Äskulapnatter und Smaragdeidechse. „Im Tal der Echsen und Schlangen“ hieß denn auch ein Fernsehfilm des Bayerischen Rundfunks, der als Video im „Haus am Strom“ in Jochenstein erhältlich ist. Über ihre Äskulapnattern erzählen die Passauer und die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinden Thyrnau, Obernzell und Untergriesbach meist mit gewissem Respekt. Armdick sollen sie sein und zwei Meter lang. Das ist zwar zumindest für unsere Vorkommen etwas übertrieben. Aber 1,60 oder 1,70 m sind ja auch beträchtliche Ausmaße und die längste
a_Askulapnatter

bisher gefangene Äskulap war tatsächlich 2,25 m lang (bei Krems in Niederösterreich). Begegnungen mit diesen Schlangen hinterlassen bei den Anwohnern der Donauleiten oft bleibende Erinnerungen. So belauschte ich im Frühjahr 2005 im idyllischen Garten des Gasthauses „Kornexl“ in Jochenstein ein Gespräch von sechs Rentnerinnen und Rentnern zu diesem Thema. Eine Frau erzählte, sie habe einmal als kleines Kind im Garten gespielt und etwas verwundert ein Stück Gartenschlauch im Geäst eines Baumes erblickt. Als sie neugierig näher kam, bewegte sich das vermeintliche Gartenutensil plötzlich. Es war ein Prachtstück von Äskulapnatter – und dieses Reptil kann in der Tat gut klettern und wagt sich auch in Gärten und Häuser. Eine Tischnachbarin berichtete daraufhin, dass sie einmal wagemutig eine Blindschleiche aus dem Rachen einer Äskulap retten konnte und dann von dieser aus Rache gebissen worden sei. Das ist zwar in aller Regel ungefährlich, da die Schlange ungiftig ist. In seltenen Fällen kann allerdings eine Blutvergiftung die Folge sein, was einem ranghohen Funktionär des Bund Naturschutz passierte, der für ein Pressefoto mit einer Äskulapnatter „kuscheln“ sollte.

Vögel und Mäuse sind die Hauptnahrung dieser Natter, deren Verbreitungsschwerpunkt Süd- und Südosteuropa und deren Namensgeber Asklepios bzw. Asklepius, der griechisch-römische Gott der Heilkunst, ist. Vermutlich glaubte man früher aus diesem Grunde, die alten Römer hätten sie als nützliche Mäusevertilger zu uns gebracht, was als widerlegt gelten kann, wie historische Funde aus früheren Wärmezeiten beweisen. Zudem besteht über das Donautal in Österreich ein direkter Anschluss zu den südlichen Gefilden ihrer eigentlichen Heimat.

“Schau mir in die Augen, Kleines!“
Eine weitere und ebenfalls ungiftige und wärmeliebende Schlangenart des Donautals ist die Schlingnatter, auch Glattnatter genannt. Sie hat freilich das Pech, der giftigen Kreuzotter ähnlich zu sehen, was manchmal böse Folgen für sie hat. So trafen der Reptilienspezialist Otto Aßmann aus Obernzell und ich vor ein paar Jahren bei einer gemeinsamen Exkursion von Jochenstein nach Riedl einmal eine Gruppe von Wanderern, deren Kinder mit Holzstecken bewaffnet waren. Otto Aßmann schwante gleich Übles – und tatsächlich fanden wir nach einigen hundert Metern eine frisch erschlagene Schlingnatter. Dass man natürlich auch Kreuzottern nicht töten darf oder soll, muss hier wohl nicht näher begründet werden. Wie unterscheiden sich nun beide Schlangenarten? Hier müssen wir es mit Humphrey Bogart im Film „Casablanca“ halten: „Schau mir in die Augen, Kleines!“ Die giftigen Ottern und Vipern haben senkrecht längliche, die ungiftigen Nattern runde Pupillen. Diese Art der Unterscheidung erweist sich freilich in der Praxis oft als nicht ganz einfach. Im Passauer Donautal ist sie ohnehin überflüssig, da die Kreuzotter hier gar nicht vorkommt. Alle angeblich gesichteten Kreuzottern erwiesen sich bei genauerer Überprüfung als Schlingnattern.

Carossas Erinnerungen an südliche Reisen
Das zweite aus dem Süden stammende Highlight der Donauleiten ist die Smaragdeidechse. Sie ist mit bis zu 35 cm Länge ebenfalls von beträchtlicher Größe. Auffällig ist ihre Farbenpracht, besonders wenn die Männchen zur Balzzeit fast schon machohaft ihre glänzend blau gefärbte Kehle präsentieren. Ihre Nahrung reicht von Insekten und Spinnen bis zu Beeren als pflanzliche Ergänzung. Gerne nutzen die Echsen Mauern und vor allem den Bahndamm der still gelegten Linie zwischen Passau und Obernzell zum Sonne Auftanken und sind dann nicht selten gut zu beobachten. Der Schriftsteller Hans Carossa schwärmte denn auch: „Der Liebende der Tierwelt aber, wie muß es ihm anmuten, wenn ihm auf sonnigen Hängen bei a_SmaragdeidechseObernzell die Smaragdeidechse begegnet, die ihn an südliche Reisen erinnert.“

Der etwa 500 Tiere starke Bestand im Passauer Donautal ist – von einem kleinen Reliktbestand in Brandenburg abgesehen – der einzige in ganz Deutschland und damit natürlich höchst schützenswert. Die Vorkommen an Ober- und Mittelrhein sowie an Mosel und Nahe werden nämlich von der Wissenschaft mittlerweile einer eigenen Art („Westliche Smaragdeidechse“) zugerechnet.

Über die Ansiedlung und Ausbreitung einer weiteren südeuropäischen Reptilienart, der Italienischen Mauereidechse, wurde vom Passauer Stadtführer Jürgen Hellwing bereits in „Schöner Bayerischer Wald“ 172 (September / Oktober 2006) berichtet. Wenn man Glück hat, kann man sie an der Passauer Innpromenade auch schon mal in großer Zahl bewundern. So zählte ich an einem a_Mayereidechsen-Innkaider letzten warmen Oktobertage des Jahres 2005 13 Exemplare auf nicht einmal einem Quadratmeter Fläche.

Es schien, als hätten sich die kleinen Echsen kurz vor ihrem Rückzug in die Winterstarre zu ihrer Jahreshauptversammlung getroffen. Das Treffen dauerte jedenfalls solange, dass ich noch schnell in meine ca. 300 m entfernte Wohnung zurückjoggen konnte, um meinen Fotoapparat zu holen.

Die faunistische Zuwanderung aus dem Süden hält übrigens an. Die wunderschöne Wespenspinne hat schon vor vielen Jahren die Alpen-Barriere umgangen und ist längst auch im Raum Passau heimisch. Vor ein paar Jahren haben erstmals die farbenprächtigen Bienenfresser im Landkreis gebrütet und es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis wir die Gottesanbeterin bei uns begrüßen dürfen. Aus der Wachau kommend ist sie mittlerweile immerhin bis Linz vorgedrungen. Dass die Ausbreitung dieser Arten nach Norden auch ein Anzeichen der bedrohlichen Klimaerwärmung ist, steht auf einem anderen Blatt und soll hier nicht weiter thematisiert werden.

Eine eigenartige Nuss
Schließlich noch zu einem floristischen Element südlicher und südöstlicher Herkunft: zur Pimpernuss. Dieser Strauch fällt sowohl im Frühjahr durch seine weißen Blütentrauben als auch im Herbst durch seine Fruchtballons auf. Diese enthalten kleine Nüsschen, die essbar sind und vor allem angeröstet durchaus angenehm schmecken. Allerdings sind sie recht a_Pimpernussmühsam zu knacken. Auch sollen sie Menschen mit empfindlichem Magen nicht immer gut vertragen. Also sollten wir sie doch besser Eichhörnchen, Siebenschläfer und Co. überlassen. In früheren Zeiten verwendete man die hartschaligen Früchte als Rosenkranzkugeln. In manchen Regionen galten sie als Glücksnüsse, anderswo hingegen als Totenkopfsamen. Dazu und speziell zum Namen der Pflanze gibt ein Klassiker, nämlich Heinrich Marzells „Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen“ ausführlich Auskunft: „...Zu mhd. (= mittelhochdeutsch; Anmerkung des Verfassers) pümpern
, pumpern, bair. pampern, pembern, pümpern, klappern... Wenn man die reife Frucht schüttelt, klappern die Samen in ihrem weiten Hohlraum...“ (S. 478). Im Kaukasus werden die Blütenstände der Pimpernuss wie Hollerküchl zubereitet, was mich kulinarisch nicht sonderlich überzeugt. Herausgebackene Robinienblüten (im Volksmund oft fälschlicherweise als „Akazienblüten“ tituliert) schmecken mir da wesentlich besser.

Ein findiger Schnapshersteller aus Kötzing bietet übrigens Pimpernusslikör als luststeigerndes Elixier an (Werbeslogan: „Durch Pimpernuss zum Hochgenuss“). Seinen Angaben zufolge galten die Früchte der Pimpernuss bereits im alten Rom, als die Menschheit noch ohne Viagra auskommen musste, als Aphrodisiakum. Ich glaube eher, dass da dem guten Mann angesichts des etwas zweideutigen Namens der Pflanze die Phantasie durchgegangen ist.

Zu guter Letzt noch ein Tipp für Leserinnen und Leser von „Schöner Bayerischer Wald“, die diesen nicht ganz alltäglichen Wildstrauch einmal in freier Natur sehen wollen: Ein schönes Vorkommen gedeiht am Waldrand gegenüber dem Parkplatz beim Kraftwerk Jochenstein.

Literatur:
Aßmann, Otto (1999): Vom Tal der Echsen und Schlangen. NATIONALPARK 104 (3/99): 40 – 45. Grafenau
Landratsamt Passau (Hrsg.) (2002): Naturerlebnis Donautal. Ein Führer zur Natur, Kultur und Geschichte entlang der Donau von Hofkirchen bis zur Schlögener Schlinge. Grafenau
Marzell, Heinrich (1979): Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, Bd. 4. Stuttgart

Text und Fotos: A. Zechmann

Naturpark Donauengtal

  • · Eine niederbayerische Tragikomödie
  • · Schrecklich, nicht wahr? Das Dahindarben der enteigneten Bauern in weiten Teilen der Landkreise Deggendorf,
  • · Straubing-Bogen, Regen und Freyung-Grafenau und ihrer Berufskollegen in der südöstlichen Oberpfalz und im
  • · Altmühltal. Dazu die in ihrer Infrastruktur und kommunalen Entwicklung vollkommen gelähmten Gemeinden.
  • · Und das alles nur, weil sie das Pech haben, in den Naturparken Bayerischer Wald, Oberer Bayerischer Wald
  • · oder Altmühltal zu liegen.
  • · Derartige Horrorvisionen bestimmen leider in der Tat die aktuelle Diskussion um die Ausweisung eines Natur-
  • · parks im Passauer Donauengtal. Für NATIONALPARK ist die „Tragikomödie“ in Niederbayern exemplarisch. Sie
  • · könnte genauso gut in anderen Teilen der Republik ablaufen, wenn der Naturschutz mit der Ausweisung eines
  • · Natur- oder noch schlimmer (!) eines Nationalparks „droht!“
  • · Unser ständiger Mitarbeiter Alois Zechmann berichtet direkt „aus dem Auge des Orkans“.
  • · Mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift Nationalpark Ausgabe 3/2008

Um den Bericht zu lesen folgen Sie diesem Link Donauengtal.pdf

 

Das Bahnareal
 an der Regensburger Strasse.
Noch ein Paradies für Überlebenskünstler! - Text und Fotos Paul Kastner

Dynamische Pionierstandorte in Flussauen mit ihren Kies- und Sandflächen, steilen Uferböschungen und Schwemmholzhaufen sind selten geworden. Bahnareale weisen ganz ähnliche Merkmale auf und sind für viele Tiere und Pflanzen zum Ersatzlebensraum geworden.
Hitze und Trockenheit erlauben nur Spezialisten unter Tieren und Pflanzen, dieses Umfeld zu nutzen. Vielfältige Strukturen zwischen Hauptbahnhof und ehemaligen, heute aufgelassenen Rangierbahnhof an der Regensburger Strasse bei Auerbach, bilden ein wertvolles Mosaik an Lebensräumen das von vielen spezialisierten Arten genutzt wird.
Besonders eindrucksvoll ist Entwicklung am ehemaligen Rangierbahnhof. Eine große Vielfalt an Ruderalpflanzen sowie seltene Tierarten sind hier zu beobachten
.

Wer an einem heißen Tag im August über dieses Gelände geht wird mit etwas Glück einen Tarnkünstler entdecken der auf der Flucht durch seine blauen Flügel auffällt. Dieses fliegende Juwel, die seltene Blauflügelige Ödlandschrecke“ fühlt sich hier besonders wohl.

a_P6220043aa_oedlandschrecke

Neben den Ödlandschrecken haben noch viele andere Heuschreckenarten diesen Lebensraum erobert.
Wegen der großen Zahl an Blütenpflanzen sind auch viele Schmetterlingsarten sowie seltene Wildbienen anzutreffen.

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Durch Insektenreichtum und vielfältigen Unterschlupfmöglichkeiten hat sich auf dem
Bahngelände auch eine gute Population an
Mauereidechsen entwickelt.
An warmen Tagen kann man diese flinken Tiere beim Sonnenbad beobachten.

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Bei den auf dem Areal vorkommenden Ruderalpflanzen
dominieren verschiedene Kleearten wie
Hopfenklee, Weißer Steinklee, Gewöhnlicher
Steinklee, Gewöhnliche Vogelwicke und Bunte Kronwicke.
Häufig anzutreffen sind auch Johanniskraut,
Feinstrahl und Kleinblütige Königskerze
.
Imposante Farbtupfer sind die zarten blauen Blüten der Gemeinen Wegwarte oder die orangegelben Blüten des Gemeinen Leinkraut.
Auch seltenere Arten wie der Binsen
-Knorpellattic
h sind hier zu Hause.

 

a_IMG_0528

Nachdem es immer wieder Pläne gibt das Areal wieder einer Nutzung zuzuführen kann man interessierten nur empfehlen mit einem Besuch nicht zu lange zu warten, um die genannten Schätze zu betrachten.

 

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